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Existiert Gott ?  - Oder ist Gott eine Erfindung des Menschen?
Thesen für eine Pro- und Contra-Diskussion 
 
Küng | Kahl | Einstein | Weinberg | weitere   | Aufgaben
Text 1
H. Küng - Gott existiert !
 
H. Küng - kath. Theologe"...im ausführlichen Bedenken der religionskritischen Einwände von Feuerbach, Marx und Freud, in ernster Konfrontation mit dem Nihilismus Nietzsches, im Suchen dann nach dem Grund  unseres Grundvertrauens und der Antwort im Gott-Vertrauen, nach alldem wird man verstehen, warum jetzt auf die Frage "Existiert Gott?" ein vor der kritischen Vernunft verantwortetes, klares, überzeugtes Ja als Antwort gegeben werden kann."
"....Und man kann auch als Mensch des 20. Jahrhunderts durchaus vernünftig an Gott, sogar an den christlichen Gott glauben. Und vielleicht heute wieder leichter als vor ein paar Jahrzehnten oder gar Jahrhunderten.
Denn nach so vielen Krisen hat sich erstaunlich vieles geklärt, und viele Schwierigkeiten gegen den Gottesglauben haben sich erledigt - auch wenn es manchen noch nicht bewusst ist: Man braucht heute nicht mehr gegen Gott zu sein, weil man für Geozentrik und Evolution, für Demokratie und Wissenschaft, für Liberalität oder Sozialismus ist.

Nein man kann geradezu für wahre Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit für Humanität, Liberalität und soziale Gerechtigkeit, für humane Demokratie und beherrschten wissenschaftlichen Fortschritt sein, weil man an Gott glaubt. Vor einiger Zeit soll ein englischer Nobelpreisträger auf die Frage, ob er an Gott glaube, geantwortet haben: "Of course not, I am a scientist!" Dieses Buch ist getragen von der Hoffnung, dass eine neue Zeit anbricht wo die Antwort umgekehrt lauten wird: "Of course, I am a scientist! Selbstverständlich, ich bin ein Wissenschaftler!..."

(Küng bezieht sich hier auf den englischen Philosophen und Literatur-Nobelpreisträger B. Russell) Aus: H. Küng, Existiert Gott ? München 1981, S. 767; S. 19




 
 

Text 2
J. Kahl - es gibt keinen Gott !
 
Kahl
"Der Mensch ist nicht das Ebenbild einer überweltlichen und übernatürlichen Gottheit, sondern ein vorbildloses Geschöpf der Natur, all ihren Gesetzen unterworfen. 

In einer Welt, die nicht für ihn gemacht wurde, muss er sich seinen Weg selbst Bahnen und lernen, allem verderblichen Allmachts- und Unsterblichkeitswahn zu entsagen. Atheismus ist der Abschied von jeglicher Heilslehre und Heilshoffnung, freilich auch von jeglicher Unheilslehre und Untergangsprophetie, mögen sie sich auf ein illusionäres Jenseits oder auf das Diesseits beziehen. 

Menschliches Leben heißt: sich für eine kurze Zeitspanne erträglich einrichten auf einem Staubkorn im Weltall - mit Würde und Anstand und Humor. Vielleicht gelingt es doch noch den Erdball bewohnbar zu gestalten!? Die gesellschaftlichen Verhältnisse lassen sich jedenfalls schrittweise verbessern. Universale Gerechtigkeit und die Versöhnung von Mensch und Natur bleiben allerdings unerreichbar."

J. Kahl, warum ich Atheist bin




 
 

Text 3
Albert Einstein - Religion liefert fundamentale Ziele und Werte
 
A. Einstein, Physiker "Im letzten Jahrhundert und teilweise auch schon im vorhergehenden war die Ansicht weit verbreitet, dass Wissen und Glaube in unversöhnlichem Gegensatz zueinander ständen. Unter den fortschrittlichen Geistern herrschte die Überzeugung, es sei an der Zeit, den Glauben in steigendem Maße durch Wissen zu ersetzen: ein Glaube, der nicht selbst auf Wissen beruhte, galt als Aberglaube und war als solcher zu bekämpfen.

Doch die wissenschaftliche Methode kann uns nichts weiter lehren, als Tatsachen in ihrer gegenseitigen Bedingtheit begrifflich zu erfassen. Das Streben nach solch objektiver Erkenntnis gehört zu dem Höchsten, dessen der Mensch fähig ist, und ich werde bei Ihnen wohl kaum in den Verdacht geraten, die Errungenschaften und heroischen Bemühungen des Menschengeistes auf diesem Gebiet verkleinern zu wollen. Aber ebenso klar ist es, dass von dem, was ist, kein Weg führt zu dem, was sein soll. Aus der noch so klaren und vollkommenen Erkenntnis des Seienden kann kein Ziel unseres menschlichen Strebens abgeleitet werden.

Die objektive Erkenntnis liefert uns mächtige Werkzeuge zur Erreichung bestimmter Ziele. Aber das allerletzte Ziel und das Verlangen nach seiner Verwirklichung muss aus anderen Regionen stammen. Dass unser Dasein und unser Tun nur durch die Aufstellung eines solchen Ziels und entsprechender Werte einen Sinn erhält, braucht gewiss nicht weiter erörtert zu werden.

Uns diese fundamentalen Ziele und Werte aufzustellen und sie im täglichen Leben des Einzelnen zu befestigen, scheint mir nun die wichtigste Funktion der Religion im sozialen Leben der Menschen zu sein. Fragt man aber, woher die Autorität dieser fundamentalen Ziele stammt, wenn sie doch von der Vernunft nicht gesetzt und begründet werden können, so kann man nur antworten: sie sind in einer gesunden Gemeinschaft als Traditionen lebendig und bestimmen das Verhalten, das Streben und die Urteile des Einzelnen, das heißt also, sie sind als Kräfte wirksam, deren Dasein keiner Begründung bedarf."
 

(Aus: A. Einstein, Aus meinen späten Jahren, Stuttgart 1952)


 

Albert Einstein(1879-1955), deutsch-amerikanischer Physiker und Nobelpreisträger. Er ist der wohl berühmteste Naturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts.




 
 

Text 4
Steven Weinberg - Wir können uns selbst einen Sinn geben
 
Spiegel: Wenn die Weltformel denn gefunden würde, was würde das für die Religion bedeuten? Würde sie Gott ersetzen?

Weinberg: Nein. Wir ersetzen Gott nicht. Wir sparen ihn nur aus. Die Weltformel wäre der letzte Schritt auf einem Weg, den Newton und Kopernikus als erste beschritten haben: ein Bild der Welt zu entwickeln, das ohne Gott auskommt. Ein Gott würde auch durch eine Weltformel nicht unmöglich gemacht, aber es wäre ein sehr anderer Gott als der alte, der mit Blitzen um sich schleudert ...

Spiegel: ... ein Physiker, der die schönste aller Formeln ersonnen hat?

Weinberg: Ich persönlich habe nicht viel übrig für Religion. Für mich ist eine der großen Errungenschaften der Wissenschaft, dass sie es intelligenten Menschen zwar nicht unmöglich gemacht hat, religiös zu sein. Aber sie macht es ihnen möglich, nicht religiös zu sein. Und darauf bin ich stolz.

Spiegel: Würde die Weltformel den Sinn der Welt klären können? Die Frage, warum es uns gibt?

Weinberg: Die Frage, warum es uns gibt, hat Darwin beantwortet - allerdings nur als Folge von Ursache und Wirkung. Welchen Sinn unsere Existenz hat, konnte er nicht sagen. Wahrscheinlich ist diese Frage ihrerseits sinnlos, weil es keinen Sinn gibt. Die Weltformel wird mit uns Menschen nichts zu tun haben. Sie wird uns die Welt kalt und unpersönlich erscheinen lassen. Wir können uns selbst einen Sinn geben - in der Natur werden wir ihn nicht finden.

weitere Ausführungen

Aus einem Spiegel - Interview ; der Spiegel 30/1999


 
Steven Weinberg lehrt theoretische Physik an der University of Texas in Austin. Er erhielt 1979 den Physik-Nobelpreis.





Werner Heisenberg:
"Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch;
aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott."

Aus: Forum Religion 5, "An Gott glauben", Hrsg. W. Trutwin, Patmos Verlag, S. 99



 
 
Aufgaben:
Religionskritik - Übersicht
  • Wissenschaft und Glaube - ein Gegensatz ? Tragen Sie Argumente aus den Texten zusammen!
  • Suchen Sie aktuelle Beispiele für die Verflechtung oder Unvereinbarkeit von Religion und Wissenschaft!
  • OrganisierenSie eine Pro- und Contra-Diskussion zum Thema!
  • Wie kann Gott das zulassen ?  Das Theodizeeproblem

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  Weitere Argumente finden Sie z. B. bei

Sölle, Zahrnt, Kahl, Horkheimer, Drewermann, Tillich, Hawking, Küng, Kant

"Gott existiert mit großer Wahrscheinlichkeit nicht" Interview mit R. Dawkins (2007):

Gottesbilder - Warum wir glauben (WDR - 2006,  Lesen und hören)

Kritisches zu Feuerbach, Marx und Freud

Gottesbeweise - Eine Übersicht bei Philolex


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