Existiert Gott?
Diese uralte Frage war das Thema eines von der AAAS gesponsorten Symposiums in Washington DC letzte Woche. Die Organisatoren nahmen drei "kosmische Fragen" (eine für jeden Tag des Meetings) um der "ökumenische" Versammlung von Wissenschaftlern (meistens Physiker) und religiösen Denkern einem angemessenen Rahmen zu geben. 

1.) Hat das Universum einen Anfang? 
2.) Ist das Universum geplant? 
3.) Sind wir alleine? 

Das Kolloqium erreichte seinen dramatischen Höhepunkt durch das Aufeinandertreffen von John Polkinghorne (Camebridge) und Steven Weinberg (Texas). Die unterschiedlichen Ansichten erinnerten an die berühmte Oxford Debatte von 1860 zwischen dem Biologen Thomas Huxley, ein standhafter Verteidiger der damaligen Evolutionstheorie, und Bischof Samuel Wilberforce, der die Abstammung des Menschen von Menschenaffen für absurd hielt. Eines hat sich in den letzten 129 Jahren jedoch geändert. Heutzutagen haben die meisten Kleriker kein Problem mit der Terminologie und den Methoden der modernen Kosmologie. In der Tat ist Polkinghorne, der wie Wilberforce ein anglikanischer Geistlicher ist, auch Teilchenphysiker wie Steven Weinberg. Nichtsdestotrotz kann die oberflächliche Verbindung von Religion und Wissenschaft das Wesentliche des AAAS-Meetings, nämlich die Dichotomie zwischen Atheismus und Theismus, nicht verbergen, deren Vertreter Weinberg bzw. Polkinghorne sind. 

Bezügliche eines geplanten Universums fragte Weinberg nach dem Schöpfer: Wer ist er? Was ist seiner Natur? Warum gibt es keine Wunder mehr? Er sagte: "Die Evidenz für Wunder ist schwächer als für die kalte Fusion". Polkinghorne bemerkte, dass die Idee eines kosmischen Schöpfers eine nichtbeantwortbare metaphysische Frage sei; Metaphysik kann nicht durch Wissenschaft bestimmt, jedoch von ihr gezügelt werden. Weinberg entgegnete mit dem Hinweis, dass die aktuellen kosmologischen Modelle und einige Interpretationen der Quantenmechanik (z.B. Viele-Welten-Hypothese) zeigt, dass die Physik, und nicht die Metaphysik, eines Tages die obigen kosmischen Fragen vereinnahmen wird. Polkinghorne zählte Dinge auf, die die reduktionistische Wissenschaft nicht erklären kann - Schönheit, Kunst und Ethik. Er meinte: "Bewußtsein ist ein intrinsisches Zeichen für einen Schöpfer". Weinberg verteidigte ein schöpferloses Universum, indem er auf eine mögliche Verknüpfung der menschlichen Disposition für Schönheit und den uns erscheinenden Symmetrien in der Natur, wie sie sich z.B. in den Gesetzen der Physik zeigen, hinwies. 

Die Agenda des gesamten Meeting ist auf der Webseite http://www.aaas.org/spp/dspp/dbsr/events/cosmo/cosmic.htm zu finden. 

Kurzbeschreibung im Original in Physics News Update Number 424 April 21, 1999 
Übersetzt und ergänzt von Matthias Hahn