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Gut die Hälfte Christen
Aus der Wiesbadener Religions-Statistik

Vom 11.12.2004

(mag) 1970, als Wiesbaden 261 875 Einwohner hatte, da waren 148 822 (56 Prozent) evangelisch und 90 157 (34,4) römisch-katholisch, Sonstige und Konfessionslose machten 22 895 oder 8,7 Prozent aus.

1987 betrug der Anteil der Protestanten 44,8 Prozent, der der Katholiken fiel auf 31 Prozent, Gesamteinwohner: 251 871. Sonstige und Konfessionslose: 23,8 Prozent.

1997: 267 313 Einwohner, davon 34,7 Prozent Protestanten, 26,8 Prozent Römisch-Katholische, 38,5 Prozent andere.

2000: 267 847 Einwohner, 33,2 Prozent Protestanten, 25,8 Prozent Katholiken, 41,0 Prozent Sonstige und Konfessionslose.

2004: 271 671 Einwohner, 30,9 Prozent Protestanten, 24,7 Prozent Katholiken, 44,4 Prozent Nichtchristen. In Zahlen: 83 882 Protestanten, 67 220 Katholiken, 120 569 Sonstige und Konfessionslose.

Das heißt für die Zeit von 1970 bis 2004: Die Protestanten haben um 43,6 Prozent abgenommen, die Katholiken um 25,4. Sonstige und Konfessionslose: plus 426 Prozent.

Wieviele der 120 569 Wiesbadener, die einer anderen Religion oder keiner Kirche angehören, Muslime sind, lässt sich statistisch nicht feststellen. Weil Muslime keine Kirchensteuer zahlen, werden sie genauso wenig erfasst wie Atheisten oder Hindus. Das Amt für Statistik, Wahlen und Stadtforschung, so die Leiterin Britta Dollinger, hat auch keinen Auftrag, Daten zu sammeln. Man kann auch nicht einfach die Zahl der Zuwanderer aus überwiegend muslimischen Ländern addieren. Nicht wenige Leute aus Ländern des Vorderen Orients sind gerade deshalb in Deutschland, weil sie in ihrer Heimat als Christen verfolgt wurden. Nur grob geschätzt kann man sagen, dass knapp die Hälfte der 120 569 Sonstigen und Konfessionslosen Muslime sind.


Immer mehr Menschen konfessionslos
Nur noch gut jeder zweite Wiesbadener bekennt sich zum christlichen Glauben

Wiesbadener Kurier vom 06.01.2007
 

WIESBADEN Nur noch etwas mehr als die Hälfte der Wiesbadener gehört einer christlichen Kirchen an, jeder Zehnte ist muslimischen Glaubens. Das geht aus Zahlen des Amts für Statistik, Wahlen und Stadtforschung hervor.

Der Trend ist nicht neu: Immer weniger Menschen bekennen sich zum christlichen Glauben. Gehörten 1970 noch 90 Prozent der Wiesbadener einer der beiden großen christlichen Konfessionen an, ist es heute nur noch gut die Hälfte, 55 Prozent. Der Anteil derer, die sich zu keiner Glaubensgemeinschaft bekennen, wird immer größer. Dies zeigt eine Untersuchung des Amtes für Wahlen, Statistik und Stadtforschung, das anhand von Daten der Volkszählungen sowie dem Einwohnerregister die Struktur und Entwicklung der Zahlen der Kirchenmitglieder im Zeitraum von 1970 bis 2005 untersucht hat.

Immer weniger Kinder werden getauft (in Wiesbaden sind es drei von zehn Neugeborenen). Landesweit ging die Zahl der Taufen von 1998 bis 2005 um 23 Prozent zurück, weiß Roger Töpelmann, Sprecher der evangelischen Landeskirche Hessen Nassau. Allerdings ist die Zahl der Erwachsenentaufen um mehr als die Hälfte gestiegen (von 1993 bis 2005). Ein Trend, den auch der katholische Stadtdekan Johannes zu Eltz bestätigt.

Überhaupt werden die Schäfchen immer älter: Das Durchschnittsalter der Protestanten lag im Jahr 2005 bei 45 Jahren, das der Katholiken bei 43 Jahren. Für beide Glaubensgemeinschaften gilt, dass das Durchschnittsalter seit 1970 um sechs Jahre gestiegen ist. Zum Beispiel sind mittlerweile 45 Prozent der Wiesbadener Protestanten im Seniorenalter.

Aber selbst wenn die Zahl der Austritte immer noch deutlich größer ist als die der Eintritte, beobachtet Stadtdekan Johannes zu Eltz volle Kirchen und eine sich ändernde Stimmung. "Das hängt mit dem Papst zusammen." Von einer Trendwende mag er aber noch nicht sprechen.

Wiesbadens Katholiken haben aus dem Schwund an Mitgliedern und Einkünften die Konsequenzen gezogen. Die Strukturreform ist in vollem Gange. Aus bisher 22 Pfarreien sollen zehn werden. Von den zurzeit 36 Seelsorgerstellen, darunter acht Pfarrer, sollen 2,5 Stellen wegfallen.

Die Protestanten reagieren auf den Mitgliederrückgang mit einer Wiedereintrittskampagne. Mit Aktionswochen werben sie Wiedereintrittswillige.

Es gibt wie in anderen deutschen Großstädten eine Vielfalt von unterschiedlichen Religionen und religiösen Gruppen, die statistisch kaum zu fassen ist. Kontinuierlich zugenommen hat in den vergangenen Jahrzehnten die Zahl der Muslime, die von den Statistikern nur geschätzt werden kann. 26 000 Wiesbadener, das sind rund zehn Prozent, sind muslimischen Glaubens. Dem stehen 83 000 Mitglieder der evangelischen Landeskirche und 67 000 Katholiken gegenüber.

Frauen sind in Wiesbaden eher christlich konfessionell gebunden als Männer.

Von den Migranten in der Landeshauptstadt gehören nahezu 70 Prozent keiner christlichen Konfession an, 23 Prozent von ihnen sind katholisch, weitere neun Prozent evangelisch. Senioren sind zu 75 Prozent Mitglied der evangelischen oder der katholischen Kirche, bei Kindern und Jugendlichen ist das nur noch bei 45 Prozent der Fall. Dies hängt sicherlich mit einem deutlich höheren Migrantenanteil bei jüngeren Wiesbadenern zusammen, der nahe legt, von einer stärkeren nicht-christlichen Glaubensorientierung auszugehen.

In den Wiesbadener Vororten (ohne AKK), und hier vor allem in den östlichsten, überwiegen die Protestanten, während die Katholiken in Amöneburg, Kastel, Kostheim sowie Frauenstein "Hochburgen" haben, was sicherlich auch mit der ehemaligen Zugehörigkeit dieser Ortsbezirke zum Kurfürstentum Mainz zu tun haben dürfte.

Die Zahl der Muslime in Wiesbaden wurde geschätzt. Dabei ist die Anzahl der Migranten nach Herkunftsland mit dem Anteil der Muslime im Herkunftsland gewichtet worden. Ausgangspunkt war die Überlegung, dass die Wiesbadener Migranten die gleiche Zusammensetzung nach der Religionszugehörigkeit wie im Herkunftsland aufweisen. Die größte Muslimengruppe (15 000) ist türkischer Herkunft. In Wiesbaden gibt es zehn Moscheevereine, die in der Regel die Gläubigen einer nationalen Gruppe ansprechen.
 
 

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