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„Was der Mensch als Gott verehrt, ist sein eigenes Wesen herausgekehrt."
J.W.v.Goethe,1749-1832, Dichter, Politiker und Naturforscher
Feuerbach:
- Religion ist etwas Subjektives: nämlich eine Projektion des Menschen nach außen( bzw. oben).
- die Religion ist anthropologisch zu interpretieren: "Du glaubst an die Liebe als eine göttliche Eigenschaft, weil du selbst liebst, du glaubst, dass Gott ein weises, ein gütiges Wesen ist, weil du nichts Besseres von dir kennst als Güte und Verstand, und du glaubst, dass Gott existiert, dass er also Subjekt ist. . . weil du selbst existierst, selbst Subjekt bist .
Austausch von Subjekt und Prädikat:
In Sätzen wie "Gott ist Liebe, ist Weisheit, ist gütig" hat der Mensch, ja, wie gesagt, sich entäußert, seine eigenen Fähigkeiten und Schätze in einen anderen projiziert.
Deshalb muss in der Übersetzung
- das Subjekt zum Prädikat bzw. Prädikatsnomen
- und das Prädikat zum Subjekt werden.
Bsp:
Gott ist Liebe – Liebe ist göttlich
Gott leidet für andere - Leiden für andere ist göttlichGott ist gütig, gerecht, weise ....................................................................................................
Religion ist somit ambivalent
Feuerbach leugnet also die göttlichen Eigenschaften nicht !
- Sie hat ihre Wahrheit darin, dass hier das Wesen des Menschen (als Gattung), wenn auch nur in verschlüsselter Form, markiert, dass hier also die menschliche Göttlichkeit beschrieben wird;
- ihr Fehler liegt darin, dass sie dieses Wesen aus sich selbst heraus auf ein anderes, jenseitiges Wesen projiziert.
Es sind demgemäss menschliche Strukturen, Triebe und Wünsche, die den Menschen Gott schaffen lassen.Was der Mensch sich nicht zutraut oder nicht vermag, was er sich bloß wünscht, ohne die Kraft zur Realisierung zu besitzen - das lässt ihn in seinen Vorstellungen, in seiner Einbildung ein Wesen schaffen, das die Macht besitzt, das Gewünschte in die Tat umzusetzen.
In der Religion überschreitet der Mensch also seine zur Verfügung stehenden Möglichkeiten und seine vorhandene Wirklichkeit. Er lässt sich von seinen Sehnsüchten und Wünschen mitreißen. Er bedarf der Götter, weil seine Wünsche ihm oft unerfüllbar erscheinen.
Wünsche bilden damit den Ursprung des Götterglaubens. Und diese Wünsche lassen sich auf den einen zusammenfassen: glücklich sein zu wollen.
Gott dokumentiert also den Wunsch nach Seligkeit, nach Vollkommenheit und Glück.
Kritikpunkte an Feuerbach
1. In jeder Religion ist der Wunsch nach Glückseligkeit, sind menschliche Hoffnungen, Phantasien, Ängste, auch menschlicher Egoismus nachweisbar. Das Faktum der Projektion entscheidet jedoch nicht über die Realität des Gewünschten.
2. Im Christentum gibt es viele Aussagen (Jesus), die sich nicht auf „illusionäre Projektion“ beschränken lassen (Bergpredigt, Jesu Armut, Leiden...)
3. Feuerbach kritisiert nicht die gesellschaftliche Voraussetzungen, die illusionäres Denken hervorbringen.